Samstag, 20. September 2014



09.30 – 10.00 Uhr

Trauma und körperliche Erkrankungen 

Prof. Dr. med. Johannes Kruse


Abstract: 

Viele Studien belegen den Zusammenhang zwischen extremen Formen von Gewalt und der Entwicklung von psychischen Störungen. Doch die Wirkung von traumatischen Lebensereignissen reicht weit in die biologischen Vorgänge hinein. Zunehmend mehren sich Studien, die darauf hinweisen, dass insbesondere sexualisierte Gewalterfahrungen in der Kindheit das Risiko für chronische körperliche Erkrankungen wie z. B. Typ-2-Diabetes oder koronare Herzerkrankungen erhöhen. Auch der Verlauf chronischer Erkrankungen kann durch psychische Traumafolgestörungen beeinflusst werden. Der Vortrag zeigt den aktuellen Forschungsstand auf und erläutert mögliche psychosomatische Bindeglieder.

Kurzbiografie

10.00 – 10.30 Uhr

Störungs- oder Phasenorientierung?
Wie kann stationäre Psychotherapie von Traumafolgestörungen gelingen?

Dr. med. Harald Schickedanz

Abstract:

Unbewältigte Traumafolgestörungen sind Krankmacher Nr.1 in westlichen Industriegesellschaften, nicht nur bezogen auf seelische, sondern auch auf chronische körperliche Folgeerkrankungen. Dies ist einer der Gründe, warum die Nachfrage nach stationärer Psychotherapie in den letzten Jahren ständig angewachsen ist.

Wie muss stationäre Psychotherapie beschaffen sein, damit sie Traumafolgestörungen lindern, vielleicht sogar heilen kann?

Welche spezielle Rahmenkonstruktion brauchen insbesondere Patienten mit komplexen Traumafolge- und dissoziativen Störungen, um von der stationären Psychotherapie zu profitieren? Anhand der Arbeitsweise und der Arbeitsergebnisse des Plankrankenhauses des Psychotherapeutischen Zentrums Bad Mergentheim möchte der Vortragende einige Gedanken zu diesem Thema zur Diskussion stellen.

10.30 – 11.00 Uhr

Traumatische Erfahrungen, Stress und ADHS: Was können wir von der Neuroendokrinologie lernen?

Dr. med. Nevana Vuksanovic

Abstract:

Obwohl das ätiologische Model für ADHS auf Gen x Umwelt Interaktion basiert, werden Entwicklungsfaktoren in der klinischen Praxis häufig vernachlässigt, besonders in diagnostischen und therapeutischen Prozessen. Anhand der experimentellen Forschung an Tiermodellen verstehen wir besser wie frühe Stresserfahrungen und Trauma zu Veränderungen auf der epigenetischen Ebene führen, die Aktivität der HPA-Achse beeinflüssen und mit agressivem / hyperaktivem Verhalten zusammenhängen. Einige Forschungsergebnisse zeigen auch bei Menschen, dass die HPA-Achse bei ADHS dysfunktional sein dürfte und liefern uns vielleicht die ersten Hinweise darauf, auf welchem Weg ungünstige Umgebungsfaktoren die Entwicklung von ADHS beeinflüssen. In unserer großen Querschnittsstudie wurde der Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen, Funktion der HPA-Achse und ADHS-Symptomen bei Jungen im Alter von 5–9 Jahren untersucht. Anhand der vorgestellten Forschungsergebnisse wird diskutiert, wie man dieses Entstehungskonzept in zukünftigen diagnostischen und therapeutischen Programmen für Kinder mit ADHS implementieren könnte. 

Workshop Session C 14.00 – 15.30 Uhr



Workshop 9

14.00 – 15.30 Uhr (1,5 Std.)
Session C

Sucht und Trauma

Dr. Wibke Voigt

Abstract:

Inhalt des Workshops sind zunächst Neurobiologie der Sucht und des Traumagedächtnisses. Das (frauen)spezifische Behandlungskonzept mit Dissoziations-Stop-Gruppe, Seeking Safety (Sicherheit finden) n. Najavits, Ohrakupunktur, Stabilisierung, Kunsttherapie, EMDR wird unter Berücksichtigung familientherapeutischer Aspekte vorgestellt. Am Ende erarbeiten die Teilnehmer gemeinsam mit Referentin einen spezifischen Notfallkoffer gegen Craving (Suchtdruck) und Flashbacks/Dissoziationen.

Kurzbiografie

Workshop 10

14.00 – 15.30 Uhr (1,5 Std.)
Session C

Dissoziative und Somatoforme Störungen bei PatientInnen: Behandlungsherausforderungen in der ambulanten Psychotherapie

Linda Beeking u. Elisabeth Kernen

Abstract:

Im Workshop werden die somatischen Komponenten dissoziativer Störungen theoretisch dargestellt und die Behandlungsmöglichkeiten in der ambulanten Praxis vorgestellt. Patienten/innen mit Dissoziativen Störungen suchen häufig zunächst Hilfe bei Organmedizinern und kommen mit sehr unterschiedlichen Vordiagnosen in die ambulante Behandlung. Neben Patienten/innen, die sich nach spezifischer stationärer Vorbehandlung zur ambulanten Psychotherapie anmelden, finden sich Patienten/innen mit eher diffuser Symptomatik und noch unklarer Diagnose bis hin zu Patienten/innen mit invasiver/operativer Vorbehandlung infolge therapieresistenter Symptome. In der Praxis zeigt sich, dass viele Patienten/innen aufgrund der Symptomatik, die eine große Bandbreite umfasst, fehldiagnostiziert werden. Der Workshop vermittelt Grundlagen, die aufzeigen, dass Körpersymptome und daraus resultierende manifeste Erkrankungen häufig Ausdruck einer Desintegration der gesamten Persönlichkeit nach traumatisierenden Erfahrungen und Resultat einer frühen stressphysiologisch basierten Dysregulation sind.

Der Workshop gliedert sich in einen theoretischen Teil mit Darstellung der zugehörigen Diagnosen, (Somatoforme Störungen, psychosomatische Schmerzstörungen, psychogene/dissoziative Störungen), Theorien zur Ätiologie der Somatische Dissoziation unter bindungstheoretischen, neurobiologischen Aspekten und am Beispiel der Strukturellen Dissoziation nach Nijenhuis. Möglichkeiten daraus abgeleiteter Behandlungskonzepte werden vorgestellt.

Im zweiten Teil des Workshops soll den Fragen, Anregungen und Kritikpunkten der Kollegen/innen in offener Diskussionsrunde Raum gegeben werden.

Workshop für Kollegen/innen, die am Anfang ihres Sammelns von Erfahrungen in der Behandlung von Patienten/innen mit somatoformer Dissoziation stehen.

Kurzbiografien

Workshop 11

14.00 – 15.30 Uhr (1,5 Std.)
Session C

"In Anwesenheit des Anderen bei sich bleiben" – Ein körperpsychotherapeutisches Angebot zur BurnOut-Prävention für Traumatherapeuten

Doris Lange

Abstract: 

Psychotherapeuten sind in der Behandlung traumatisierter Patienten in besonderem Maße in ihren Containment-Funktionen gefordert. Durch Externalisierung und projektive Übertragung unaushaltbarer Affekte während hochgradiger Erregungszustände ihres Gegenübers sind sie einem besonderen berufsspezifischen Verschleiß ihrer psychophysischen Energien ausgesetzt und bemerken eine Erschöpfung ihrer emotionalen Schwingungsfähigkeit oft zu spät. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr unser Lebensgefühl vom Körper abhängt. Der Körper ist ein Teil von uns, aber wir nehmen ihn während der meisten Zeit nicht bewusst wahr. Wir sind es gewohnt, zu denken und zu handeln, ohne zu "spüren".

Der Kurs möchte Ihnen eine Einführung anbieten zur besseren Selbstwahrnehmung der eigenen Befindlichkeit, zur Weckung eines besseren "Spür-Sinnes" für die eigenen Grenzen, aber auch für bislang noch nicht gelebte Möglichkeiten. Über regenerierende Pausengestaltungen, über den Tag verteilt, können kleine Rituale einer selbstfürsorglichen Hinwendung zu sich selbst erarbeitet werden. Es werden Anwendungsbeispiele für körperbezogene Selbstregulation in schwierigen Gegenübertragungs-Situationen gegeben. Auf die Stärkung der therapeutischen Resilienz wird ein besonderes Augenmerk gerichtet.

Die "Funktionelle Entspannung" (nach M.FUCHS) hat sich als Körperpsychotherapie-Methode zur Behandlung psychosomatischer Störungen seit Mitte des letzten Jahrhunderts sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting bewährt. Ihre Wirksamkeit ist in vielen Studien nachgewiesen. Als Selbsterfahrungs-Angebot für Psychotherapeuten bietet sie sich als salutogenetische und lösungsorientierte Körpermethode mit dem Anliegen der BurnOut-Prophylaxe auf besondere Weise an.

"Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Störungen, sondern die Fähigkeit, mit ihnen umzugehen." (Marianne Fuchs)

Bitte bequeme Kleidung, warme Socken und ein eigenes kleines Kissen mitbringen. 

Workshop 12

14.00 – 15.30 Uhr (1,5 Std.)
Session C

Pierre Janet neu entdecken – dissoziative (Körper-)symptome besser verstehen

Helmut Rießbeck

Abstract:
TherapeutInnen tun sich am schwersten mit reflexhaften automatisierten Zuständen und Handlungsweisen, den niedrigen mentalen Handlungstendenzen. Sie sind depersonalisiert und in der Regel verbaler Interaktion alleine nicht zugänglich. Wir gehen in diesem Workshop von der praktischen Erfahrung mit zwei PatientInnen aus und beschreiben wie Pierre Janet die klinischen Phänomene. Wir erklären, wie er diese Erscheinungen verstanden hat und in seiner therapeutischen Praxis darauf eingegangen ist. Dabei können wir feststellen, welche seiner Prinzipien sich im Grundsatz erhalten und bewährt haben. Wir diskutieren verschiedene Umgangsmöglichkeiten mit den vorgestellten Patientinnen, und versuchen das Übertragungsgeschehen zu verstehen und praktisch zu nutzen. Eine kurze Eigenübung vertieft das Verständnis. Biografische Bemerkungen zu P. Janet und Hinweise, wie sein Werk zugänglich und eingängig wird, runden den Workshop ab.

Kurzbiografie

Workshop 13

14.00 – 15.30 Uhr (1,5 Std.)
Session C

Was versteckt sich hinter ADHS – die Bedeutung von Trauma und Bindung in Diagnostik und Therapie

Dr. med. Nevena Vuksanovic

Abstract:

Der Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen, Qualität der Eltern-Kind Bindung und Entwicklung von ADHS-Symptomen wurde bei Jungen im Alter von 5-9 Jahren in einer großen Querschnittsstudie mit N=160 untersucht. Anhand von klinischen Beispielen aus dieser Studie (incl. Videoaufnahmen) wird erläutert warum diese Aspekte, besonders im Kontext transgenerationeller Weitergabe, für die Diagnostik und Therapie von ADHS von Bedeutung sind.