Freitag 01.09.2017

Integration des Fremden? Trauma, Dissoziation und Migration

Eröffnung

09.15 – 09.45 Uhr 

Michaela Huber

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
gemeinsam mit dem Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf lade ich Sie als 1. Vorsitzende der DGTD ganz herzlich zu unserer Jahrestagung ein mit dem Thema "Integration des Fremden? Trauma, Dissoziation und Migration". Unsere Themen sind ebenso brandaktuell wie heiß umstritten: Können wir noch sagen: "Wir schaffen das!", wenn so viele schwer traumatisierte Männer, Frauen und Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten unterschiedlichester Kulturen, Religionen und politischer Systeme zu uns kommen? Wenn ehemalige Kindersoldaten als unbegleitete Geflüchtete uns herausfordern? Wenn radikale Islamisten und rechtsradikiale Populisten aus der brisanten Situation Kapital schlagen wollen? Und wenn die hier Bleibenden sich versuchen zu adaptieren an die deutschen Verhältnisse: Was hilft ihnen – und was hilft uns, sie zu verstehen, ihnen beizustehen in ihrer Not? Was können wir versprechen, was nicht, und welche Perspektiven haben wir alle gemeinsam in einer sich verändernden Gesellschaft? KollegInnen der unterschiedlichsten Nationen diskutieren mit uns, beraten uns und ermutigen uns, nie nachzulassen in der "Integration des Fremden". Des Fremden in ihnen, und in uns allen. Kommen Sie und diskutieren Sie mit!

Eva Van Keuk

Nach Deutschland sind seit 2015 sehr viele Geflüchtete zugezogen, aktuellen Studien zufolge müssen wir davon ausgehen, daß zwischen 33 und 55 % der Angekommenen unter einer Traumafolgestörung leiden. Einige Flüchtlinge haben bereits Schutz erhalten, vor allem Menschen aus Syrien und Eritrea, andere befinden sich in anhaltender rechtlicher Ungewissheit oder wurden bereits abgeschoben.

Geflüchtete mit Traumafolgestörungen benötigen Schutz, Sicherheit und Behandlung. Bei dem Vorliegen dissoziativer Symptome ist das Asylverfahren zusätzlich erschwert – daher ist es notwendig und an der Zeit, sich dem Thema Migration und Dissoziation verstärkt zuzuwenden.

Das PSZ Düsseldorf freut sich sehr über diese Gelegenheit und dankt der DGTD, diesen Schwerpunkt so zielsicher in diesem Jahr gesetzt zu haben. Wir freuen uns sehr auf den fachlichen Austausch und die Vernetzung zu diesem enorm wichtigen, klinischen Thema.

Vortrag 1

09.45 – 10.15 Uhr

Flucht und Trauma – Was fremd erscheint und nicht fremd ist

Dr. phil. Udo Baer & Dr. phil. Gabriele Frick-Baer

Abstract:
Es gibt spezifische Traumafolgen bei Flüchtlingen und es bedarf eines Modells des besonderen Flüchtlings-Trauma-Prozesses. UND die Erfahrungen traumasensibler Begleitung von Flüchtlingen zeigen, dass nicht alles, was fremd scheint, fremd ist, dass Traumatherapie und Traumahilfe einen gemeinsamen humanen, historischen und transkulturellen Boden hat und fordert.

Vortrag 2

10.15 – 10.45 Uhr

Identitäten in der transkulturellen Psychotherapie zwischen Kontinuität und Neukonstruktion

Prof. Dr. Cinur Ghaderi


Abstract:
Derzeit sind die Emotionen gegenüber gesellschaftlichem Wandel stark an das Metanarrativ (Flucht-)Migration gekoppelt. Auch Psychotherapeut_innen versuchen das "Neue" in der Gesellschaft sowie die sich darin ausformenden neuen Identitäten auf den Begriff zu bringen. Dabei ist Identität ist nicht etwas substanziell Gegebenes, sondern etwas Prozesshaftes. Die gesteigerte Verwendung des Begriffs scheint Indikator und Ausdruck von Verunsicherung im Wandel der Zeit zu sein. Sie ist weder in der Innen- noch in der Außenansicht einfach definierbar. Es gibt sie eher als Kontroverse zwischen Abschaffung und neuer "identitätstherapeutischen Wende" in der Psychotherapie. Die teils widersprüchlichen Entwicklungen und Diskurse um "Identität" und "Kultur" zirkulieren in den Medien und formen die Imaginationen von "Deutschland" und den "Fremden" in Deutschland. Es beeinflusst nicht zuletzt die Wahrnehmungen und Handlungen in professionellen Institutionen und Interaktionen.

Die Achtsamkeit für diese Veränderungen ist unverzichtbar, denn Psychotherapeut_innen sind Teil der Diskurse und Realitäten und können diese als doppelte Erfahrungen annehmen statt zu externalisieren. Dabei sind Wandel von Gesellschaft, von Identitäten und Kulturen normale Prozesse, ebenso das Hadern mit Veränderungen und dem Fremden.

In diesen Spannungsfeldern kommen Psychotherapeut_innen nicht umhin, sich mit der heterogenen fragilen Bestimmung des Migrationsanderen, mit Traumatisierungsprozessen und den teils prekären Lebenskontexten von Flüchtlingen und Migrant_innen und mit Heimatverlust und -gewinn zu befassen. Für eine produktive Perspektive der Psychotherapie werden in diesem Vortrag einige Vorschläge zur veränderten Wahrnehmung diskutiert, u.a. Heimat als Ort der Gewohnheit mit der Funktion der Orientierung, Differenz und Fremdheit als generalisierte Erfahrungen und Fremdheitskompetenz als psychotherapeutische Kernkompetenz, dezentrierte Positionierung und intersubjektiver Dialog als psychotherapeutische Strategien. Damit wird der psychotherapeutische Raum nicht nur ein heilsamer Ort für Verarbeitung und Schutz sondern auch ein Ort des kreativen Dialogs für die Neuerfindung von Gewohnheiten und Narrationen sein – zentral für die neuen Fremden und möglicherweise auch anregend für die Alteingesessenen.

Kurzbiografie

Vortrag 3

11.15 – 11.45 Uhr

Der politische Islam und die Wunden, die er hinterlässt

Mina Ahadi

Abstract: In dem Vortrag "Der politische Islam und die Wunden, die er hinterlässt "werde ich auf ein System, das von Frauenfeindlichkeit und Menschenrechtsverletzungen geprägt ist, eingehen. Um die Umstände zu veranschaulichen, werde ich drei Lebensgeschichten präsentieren, die von diesem politischen System Leid getragen haben.

Darüber hinaus handelt mein Vortrag auch von der Widersprüchlichkeit des Zusammenspiels zwischen dem politischen Islam und einer gelungenen Integration in Deutschland.

Kurzbiografie



Workshop Session A … 14.30 – 16.00 Uhr



Workshop 1

14.30 – 16.00 Uhr und 
16.30 – 18.00 Uhr (3 Std.)
Session A+B 

Organisierte und Rituelle Gewalt – Infos, Fragen & Antwort(versuche)

Michaela Huber & Thorsten Becker

Abstract: In diesem Workshop werden unter anderem die Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapeutin Katja Paternoga über die für den Kinderschutz erforderliche Netzwerkarbeit berichten, und die Journalistin Claudia Fischer wird ihr "Infoportal Rituelle Gewalt" erläutern – eine Internetseite, auf der sie einschlägige Gerichtsurteile und Belege für öffentlich bekannte und bestätigte Beweise und Fakten zusammenträgt. Zusammen mit Thorsten Becker und Michaela Huber stehen die Referentinnen anschließend für Fragen zum Themenbereich rituelle Gewalt und organisierte Ausbeutung zur Verfügung.

Kurzbiografien

Workshop 2

14.30 – 16.00 Uhr
Session A

Gutachten bei Flüchtlingen mit dissoziativen Störungen anhand von Fallbeispielen

Eva van Keuk

Abstract: Anhand von konkreten Fallbeispielen wird der Frage nach gegangen, inwiefern dissoziative Symptome diagnostisch eingeordnet werden können, wenn zusätzlich transkulturelle Fragestellungen und Sprachbarrieren mit berücksichtigt werden müssen. Die klinischen Erfahrungen der Workshopteilnehmer/innen sind willkommen. Grundlagen der asylrechtlichen Fragestellungen werden ebenso vermittelt wie ein Praxiseinblick in das Themenfeld Begutachtung von Flüchtlingen und Folteropfern, Schwerpunkt dissoziative Symptome.

Kurzbiografie

Workshop 3

14.30 – 16.00 Uhr (1,5 Std.)
Session A

Wie integriert man extreme Gewalterfahrungen? Ehemalige Kindersoldatinnen und –soldaten nach der Flucht

Dr. phil. Dima Zito

Abstract: Ehemalige Kindersoldatinnen und –soldaten sind Überlebende extremer Gewalt. Sie sind häufig schwer traumatisiert durch die massiven Gewalttaten, die sie am eigenen Leib erlitten, als ZeugInnen miterlebt und / oder (oft erzwungenermaßen) selbst ausgeübt haben. Kinder, die von bewaffneten Gruppen (zwangs-)rekruiert wurden, entwickeln in einer ausweglosen lebensbedrohlichen Situation zahlreiche kontextangemessene Anpassungsleistungen um zu überleben. Letztlich ist es dieser Überlebenswille, der sie als Flüchtlinge nach Deutschland bringt.

Dima Zito hat als Traumatherapeutin im Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf unter anderem mit ehemaligen KindersoldatInnen gearbeitet. Im Rahmen ihrer Dissertation hat sie Betroffene aus verschiedenen afrikanischen Ländern interviewt, um sich der Frage anzunähern: "Wie verarbeiten ehemalige Kindersoldatinnen und -soldaten ihre potentiell traumatischen Erfahrungen und wie wirken sich die Lebensbedingungen im Exil dabei aus?" Im Workshop werden Einblicke in die Erfahrungswelten der Interviewten, Erkenntnisse der Forschungsarbeit sowie der praktischen psychosozialen Arbeit gegeben. Der Workshop bietet Raum, gemeinsam relevante Fragen im Themenfeld zu reflektieren, z.B. Voraussetzungen für eine gelingende Stabilisierung, hilfreicher Umgang mit kultureller Diversität, mit (gefühlter) Schuld und Verantwortung der KlientInnen oder auch mit eigenen Belastungen durch deren Berichte.

Kurzbiografie

Workshop 4

14.30 – 16.00 Uhr (1,5 Std.)
Session A

FGM/ C – Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung

Stefanie Burmeister

Abstract:
FGM/C (Female Genital Mutilation/ Cuting) ist keine "Beschneidung" oder ein vielleicht Verständnis erzeugendes Ritual aus anderen Regionen der Welt! Genitalverstümmlung ist eine schwere Körperverletzung, die mit der gänzlichen oder teilweisen Entfernung / Verstümmelung des weiblichen Genitals in der Regel kleinen Mädchen von ihren Müttern zugefügt wird – auch hier in Deutschland. Ca. 50.000 Mädchen und junge Frauen, die in Deutschland leben, sind davon bedroht.
Die unmittelbaren und langfristigen gesundheitlichen Folgen des Eingriffs sind gravierend bis lebensbedrohlich. Es braucht in Deutschland ein Schutzkonzept für die gefährdeten Mädchen und Hilfe für die betroffenen Mädchen sowie ein Kompetenznetzwerk von Ärztinnen und Ärzten, Jugendamtsmitarbeitende, Therapeuten/innen und sozial-pädagogischen Fachkräften, die zu dieser Problematik fortgebildet und spezialisiert sind.

Der Workshop wird grundlegende Informationen zur Genitalverstümmelung geben, Rechtfertigungen durch Kultur, Tradition oder Religion aufzeigen und verdeutlichen, dass FGM Folter und ein Verbrechen ist.

Kurzbiografie

Workshop 5

14.30 – 16.00 Uhr (1,5 Std.)
Session A

Sprachungebundene Therapieansätze für Geflohene

Dr. Ibrahim Özkan


Abstract: Geflohene Menschen können aus verschiedenen Gründen nicht oder kaum an Gruppenangeboten im Umgang mit ihrer psychischen Störung profitieren.

Die vorrangigen Gründe sind die Sprache und die meist zugrundeliegende Traumafolgestörung.

Im Rahmen des Göttinger Konzeptes wurde ein Ansatz entwickelt, in der auf sprachreduzierter Weise der Umgang mit Traumafolgen vermittelt und von den Teilnehmenden erprobt werden kann. Dieses Konzept berücksichtigt durch die transkulturelle Sensibilität gleichzeitig den möglichen Akkulturationsstress, fördert das "sich sicher fühlen" in der gleichen Gruppe, ermöglicht den wertschätzen Einbezug individueller Ressourcen im Rahmen der Leitlinien der Traumafolgebehandlung und des SOC nach Antonovsky.

Bisherige klinische Erfahrungen haben eine gute Annahme durch Patienten gezeigt. Diese gaben Entlastung durch Verständnis der Erkrankung an, die vermittelten Übungen und der Austausch mit anderen Teilnehmenden, die gleichfalls fremd und erkrankt waren seien besonders hilfreich gewesen. Der Einsatz in Multimodalenbehandlungskonzepten ist gut möglich.

Die Entlastung für die Einzelsitzungen ist erheblich. Derzeit wird dieser Ansatz in Kooperation mit dem Zentrum Transkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums Wahrendorff evaluiert.

Im Workshop soll dieser Ansatz, wesentliche Punkte und die theoretischen Hintergründe der sprachreduzierten Arbeit dargestellt werden.

Workshop 6

14.30 – 16.00 Uhr (1,5 Std.)
Session A

Gruppentherapiekonzept für traumatisierte Romafrauen in Deutschland mit unsicherem Aufenthaltsstatus

Dr. Roswitha Ewald & Birgit Kastner

Abstract: Der Workshop richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, die bereits Erfahrungen gesammelt bzw. Interesse und Neugierde haben mit Klienten aus fremden Kulturkreisen psychotherapeutisch zu arbeiten.

Es wird ein Überblick vermittelt über die Erfahrungen mit der Etablierung, Durchführung, den Möglichkeiten und Grenzen von therapeutischen Interventionen im Zusammenhang mit der Konzeptentwicklung eines Gruppentherapieangebotes für Romafrauen. Die Gruppentherapie ist psychodynamisch ausgerichtet unter Einbeziehung von Elementen der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie (PITT) und Kunsttherapie. Besondere Herausforderungen, die sich aus den kulturellen Hintergründen oder auch der Besonderheit, Sprachmittler in das therapeutische Setting einzubeziehen, werden dargestellt und gerne auch mit den Teilnehmenden diskutiert.

Das Gruppenangebot wird seit Juni 2015 ambulant 1x monatlich im Rahmen eines Therapieangebotes des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge Bielefeld (PSZ) durchgeführt. Das Gruppensetting umfasst aktuell 7 Teilnehmerinnen mit unsicherem Aufenthaltsstaus in Deutschland, eine Ärztin für Psychotherapie, eine Kunstpsychotherapeutin und eine Dolmetscherin. Alle 7 Teilnehmerinnen sind in der deutschen Sprache nicht ausgebildet und es liegt die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung vor. 

Kurzbiografien



Workshop Session B … 16.30 – 18.00 Uhr



Workshop 1

16.30 – 18.00 Uhr (1,5 Std.)
Session B

Fortsetzung

Workshop 7

16.30 – 18.00 Uhr (1,5 Std.)
Session B

Von biographischen Positionierungen, strategischen Selbsterzählungen, Empathie und Grenzen

Prof. Dr. Cinur Ghaderi

Abstract: Identität als Grenzstruktur zwischen sozialem und personalem System – als Schnittpunkt zwischen Individuum und Gesellschaft – ist im permanenten Wandel, die Richtungen werden bestimmt vom Subjektpotenzial, von Resilienzen, von Strukturen und Möglichkeitsräumen, die soziale und psychische Zugehörigkeitsräume schaffen. Der Wandel von Identität ist kein subjektiver Prozess, sondern nur zu verstehen in Wechselwirkung mit Erfahrungen, die in der Gesellschaft gemacht werden. Dieser Prozess ist begleitet von Idealisierungen und Abwertungen, von Hoffnung und Nostalgie sowie Herausforderungen der Übersetzung im sprachlichen Sinne und darüber hinaus.

In dem Workshop wird das Thema des Vortrags vertieft. Es besteht die Möglichkeit Fallbeispiele einzubringen. Der Fokus wird auf die psychotherapeutische Beziehung gelegt als intersubjektiver Matrix, auf der Identitätserleben und Integration von Erfahrungen möglich sind. Wie kann Empathie ausgebaut und die eignen Grenzen und prekäre Gefühle wahrgenommen werden? Wie kann in der Praxis eine achtsame migrations- und kultursensible Beziehungsgestaltung, die kohärente Narrationen ermöglichen, aussehen? 

Kurzbiografie

Workshop 8

16.30 – 18.00 Uhr (1,5 Std.)
Session B

Lebensbedingungen Unbegleiteter Minderjähriger Flüchtlinge

Miguel Temprano

Abstract: Abgeleitet aus dem Phänomen "Flucht" entstehen gesellschaftliche, kulturelle, pädagogische und rechtliche Belastungen, die oft zu Schwierigkeiten bei der Feststellung des Hilfebedarfes und bei der Einleitung von unterschiedlichen, darunter psychotherapeutischen Hilfsmaßnahmen führen. Schon allein die Begrifflichkeit "umF" (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge)" spricht für eine Verallgemeinerung von individuellen Lebensgeschichten, die hemmend für eine akkurate Diagnostik und Hilfeplanung ist.
In diesem Workshop wird das Thema genauer in den Blick genommen mit dem Ziel, durch vielfältiges Verständnis der Lebenssituation der jungen Flüchtlinge bedarfsorientierter zu handeln und ggf. therapeutische Prozesse effektiver zu gestalten.

Kurzbiografie

Workshop 9

16.30 – 18.00 Uhr (1,5 Std.)
Session B 


Dissoziative Bewusstseinszustände im transkulturellen Behandlungskontext

Kerstin Hartung & Frauke Baller, M.Sc.

Abstract: In der Arbeit mit Menschen mit Traumafolgestörungen sind dissoziative Phänomene nach Gewalterfahrungen die Regel.In unserer therapeutischen Praxis begegnen wir zunehmend mehr Patienten mit Migrationshintergrund. Manche dissoziativen Symptome erscheinen uns neu und fremdartig, zum Beispiel wenn uns von "Würmern im Kopf", "Djinns im Körper" und "Nebel im Raum" berichtet wird.
Wir wollen mit Ihnen/Euch erörtern, ob dies tatsächlich neue Symptome oder jeglich andere Ausdrucksformen bekannter Symptome sind. 


Wie können wir mit ihnen therapeutisch sinnvoll umgehen und wann ist es hilfreich, mehr über den kulturellen Hintergrund des Patienten zu erfahren?


Wie können wir in unseren Therapien heilende Kräfte aus anderen Kulturen miteinbeziehen und mit ihnen kreativ-imaginativ arbeiten?

Kurzbiografien

Workshop 10

16.30 – 18.00 Uhr (1,5 Std.)
Session B

Therapeutische Arbeit mit geflüchteten Menschen – wie schaffen wir das? Traumafokussierte Supervision 

Petra Hafele

Abstract: Bei der Arbeit mit geflüchteten Menschen können uns die Berichte über Kriege, Gräueltaten und Folterungen ebenso in Grenzbereiche des Erträglichen führen, wie die Schilderungen über Vergewaltigungen und Misshandlungen von Kindern oder Frauen, die "Kriegsbeute" waren.

Außerdem können ungewohnte diagnostische und therapeutische Fragen auftauchen: Wie lassen sich dissoziative Störungen erkennen, wenn uns das Narrativ unbekannt ist? Auf welche Weise kann es uns gelingen, wechselseitige Ängste zu verstehen? Was brauchen wir, um gut mit Dolmetschern arbeiten zu können?

Möglicherweise begegnen uns auch ethische und politische Themen: Wie gehen wir damit um, wenn das Gegenüber ein anderes, eventuell antidemokratisches Weltbild vertritt? Wie mit menschenrechtsverletzenden Rollenbildern, die Gewalt und Herrschaft über Frauen und Kinder legitimieren?

Traumafokussierte Supervision ist ein Angebot zur Reflexion der Fachlichkeit in diesem komplexen Therapiefeld. Sie dient der eigenen Entlastung und Stärkung. 

"Nothing in life is to be feared, it is only to be understood.
Now is the time to understand more and to fear less".
Marie Curie

Kurzbiografie

Workshop 11

16.30 – 18.00 Uhr (1,5 Std.)
Session B

Trost, Angst, Sehnsucht – kreative Begegnungen mit und ohne Worte

Dr. phil. Udo Baer & Dr. phil. Gabriele Frick-Baer 

Abstract: U.a. im Modellprojekt "aufrichten! – Traumasensible Stärkung traumatisierter Flüchtlinge durch kreative Gruppen und künstlerische Projekte" wurden zahlreiche Methoden kreativer Begegnungen mit traumatisierten Flüchtlingen entwickelt. Einige davon können im Workshop erfahren und erprobt werden.

Kurzbiografien